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IDM am Sachsenring: Ein Traum wird wahr

Marvin Siebdrath 2020 in der IDM am Sachsenring
Marvin Siebdrath gewinnt am Sachsenring das erste IDM Rennen seiner Karriere (© Damon Teerink)

 

Poah, Leute. Was soll ich euch sagen. Ich bin immer noch völlig fertig. Diese zweite Runde in der IDM Saison 2020 war tatsächlich etwas ganz Besonderes. Schließlich hat man nicht jede Woche ein Rennen direkt auf seiner Hausstrecke und vor seiner Haustür. Ich bin auf und am Sachsenring groß geworden, von daher kenne ich die Strecke natürlich sehr, sehr gut.

 

Wenn einen so viel mit einer Strecke verbindet hat man schon noch einmal einen ganz anderen Ehrgeiz hier auch besonders gut abzuschneiden. Tja, das Wollen ist das eine. Aber man muss es auch umgesetzt bekommen. Nicht immer liegt das an einem selbst – du wirst das später im Text besser nachvollziehen können wie ich das meine.

 

Diesmal war es vom Ablauf alles ziemlich anders. Für gewöhnlich fahren wir Freitag bis Sonntag, diesmal waren Montag und Dienstag für uns vorgesehen. Heißt: Anderer Ablauf, da weniger Zeit. Aber gut, wir sind ja froh überhaupt zu fahren in diesem Jahr, da nimmt man sowas auch mal hin. Was uns in diesem Jahr nicht im Stich gelassen hat war das Wetter. Es war nämlich bombig sonnig, nur morgens mit einstelligen Temperaturen wirklich schon arg herbstlich frisch.

 

Montag hatten wir somit zwei freie Trainings und das erste Qualifying auf dem Programm. Der Start verlief noch etwas durchwachsen, doch schon im zweiten freien Training konnte ich meine Zeiten deutlich verbessern. Gegen Nachmittag stand dann das erste Qualifying an. Mir war schon klar: Wird es am nächsten Morgen wieder so kalt, werden die Zeiten hier vermutlich nicht mehr gesteigert werden. Durch die beiden Sessions hatte ich mich ordentlich eingefahren und so gelang mir eine um zwei Sekunden schnellere Zeit als noch am Morgen. Mit 0,1 Sekunde Rückstand belegte ich Platz zwei. So gut lief bislang noch kein Qualifying für mich.

 

Marvin Siebdrath beim zweiten Saisonlauf der IDM am Sachsenring
Marvin Siebdrath beim zweiten Saisonlauf der IDM am Sachsenring (© Damon Teerink)

 

Mit entsprechend gutem Gefühl ging es für mich in die Nacht und zack war dann am nächsten Morgen genau das passiert, was ich mir gedacht hatte. Kühles Wetter und die Spitzenzeiten wurden nicht mehr unterboten. Zweiter Startplatz für mich in der Startaufstellung und somit die besten Chancen auf eine gute Platzierung. Dann der Start mit freier Sicht nach vorne. Der lief einigermaßen gut, trotzdem fiel ich in der ersten Kurve erst einmal leicht zurück. Ich merkte jedoch schnell, dass die Zeiten nicht besonders schnell waren im Rennen.

 

Die Gruppe blieb eng beieinander und so war permanent Unruhe drin. Die Positionen wechselten, doch keiner der Fahrer konnte sich vorne absetzen. Ich mittendrin. So nach der Hälfte des Rennens hatte sich das ganze doch langsam beruhigt und ich war immer noch vorne mit dabei. Plötzlich lag ich zum ersten Mal in einem Rennen in Führung – was ein Gefühl. Jetzt bloß ruhig und konzentriert bleiben. Zwei Runden vor dem Ende überquerte ich die Ziellinie als erster – mit Folgen. Denn in dieser vorletzten Runde kam es kurz hinter mir zu einem schweren Sturz, bei dem sich beide Fahrer zum Glück nicht schwer verletzten. Rote Flagge, Rennabbruch. Für eine Runde würde es keinen Restart geben, das war schnell klar. Doch was würde jetzt von der Platzierung gewertet werden? Die letzte Zielüberfahrt oder der Stand im Moment des Rennabbruchs?

 

Es war die letzte Zielüberfahrt. Und damit war klar: Ich habe gewonnen. So sehr ich für diesen Moment hingearbeitet hatte, in diesem Augenblick war es ein bisschen wie in einem Traum. Ich konnte es nicht glauben und deswegen fühlte es sich unwirklich an. Der Druck war weg und es war nur noch Freude. Wow, mein erster IDM Sieg. Fühlt sich sehr gut an.

 

Marvin Siebdrath bei der IDM 2020 am Sachsenring
Mit Können und Glück bei der IDM am Sachsenring: Marvin Siebdrath (© Damon Teerink)

 

Klar prasselten an allen Stellen die Nachrichten und Glückwünsche ein und so war es wirklich nicht ganz so einfach die Konzentration hochzuhalten. Schließlich stand noch ein weiteres Rennen auf dem Plan, was schließlich auch noch gefahren werden musste. Der Start in dieses zweite Rennen verlief ganz ordentlich, schnell bildete sich wieder ein dichter Pulk wie im Rennen zuvor. Recht zügig begannen sich zwei drei Fahrer vorne abzusetzen. Ich war aber im Verfolgerfeld nahe dran.

 

Dann passierte leider ein unglücklicher Zusammenstoß in einem Zweikampf, der mich weit ins Kiesbett beförderte. Zum Glück konnte ich sitzen bleiben und mein Rennen fortsetzen, aber das Feld war mittlerweile natürlich an mir vorbeigezogen. Von Platz 23 begann anschließend eine Aufholjagd, die mich noch bis auf Position 14 brachte. Ein ziemlich blödes Ende somit, denn ein Podestplatz wäre auch in diesem Rennen mit Sicherheit auch noch für mich drin gewesen.

 

Trotzdem soll dieses nicht so erfreuliche zweite Resultat nicht meine Freude über den ersten Sieg schmälern. Es war ein genialer Moment den ich nicht so schnell vergessen werde. Aber viel Zeit zum drüber nachdenken, feiern oder sich ausruhen bleibt nicht, denn das nächste Rennen steht praktisch schon vor der Tür. Und da will ich ja auch wieder vorne angreifen. Es ist und bleibt ein turbulentes Jahr – in jeder Hinsicht.

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