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5. Runde im ETC in Jerez: Wenn nur der Start nicht wäre...

Marvin Siebdrath im Europen Talent Cup 2018 in Jerez
Attacke beim fünften Rennen der Saison in Jerez. (© Nico Schneider)

Der Sommer scheint in Spanien nie zu Ende zu gehen. Beim letzten Rennen in Aragon bin ich vor Hitze fast geplatzt. Bei um die 40 Grad war es einfach nicht auszuhalten. Aber selbst jetzt, Ende September, hat es bei der nächsten Station in Jerez noch über 30 Grad gehabt. Also Winterklamotten waren – im Gegensatz zu daheim – hier definitiv nicht nötig.

 

Aber zurück zum sportlichen. Auch Jerez war für mich völliges Neuland in dieser Saison, so wie zuvor auch schon alle anderen Strecken. Man kann sich leider noch so gut vorbereiten, das Fahrerlebnis auf der Strecke selbst ist dann doch etwas völlig anderes. Und auch den Vorteil der vielen spanischen Piloten kann man nicht wegdiskutieren, die diese Strecken alle schon in diversen Rennen zuvor kennengelernt haben. So fällt es ihnen leichter, gleich auf einem deutlich schnelleren Niveau so ein Wochenende zu beginnen. Das nur mal zur Erklärung, warum meine Zeiten immer nicht so gleich an die Konkurrenz heranreichen.

 

Dieses Kennenlernen der Strecke ist mir auch in Jerez gut gelungen. Mir hat der Circuit gleich richtig gut gefallen, denn er kommt meinem Fahrstil ziemlich entgegen. Das macht es natürlich bedeutend einfacher als wenn man auf eine Strecke kommt, mit der man sich von Beginn an doch etwas schwerer tut. Also, Jerez eine tolle Strecke, mit einem sehr runden Verlauf.

 

Donnerstag und Freitag sind immer die freien Trainings. Reichlich Zeit, um sich einzufahren, was mir auch gut gelungen ist. Die Zeiten wurden immer besser und so war ich auch für die Qualifikation am Samstag zuversichtlich. Die Zeiten wurden auch gegenüber den vorherigen Trainings auch noch besser, aber… Wer die Moto3 Weltmeisterschaft schon mal im Fernsehen verfolgt hat kennt das Problem. Richtig gute Zeiten gelingen sehr oft nur, wenn man den Windschatten eines anderen Motorrads ausnutzen kann. Gerade auf unseren kleineren Maschinen sind wir darauf sehr angewiesen. So sieht man in der WM oft diese „Bummelei“ zum Ende des Qualifyings, wo jeder auf einen anderen wartet um mitgezogen zu werden.

Marvin Siebdrath 2018 im Europen Talent Cup
Auch ein Motorradhelm braucht hin und wieder etwas Zuneigung. (© Motosports24)

So etwas hat mir in dem Qualifying in Jerez leider auch gefehlt. Die meiste Zeit war ich nur alleine unterwegs und konnte somit keine bessere Position als Platz 33 herausfahren. Echt schade, denn es zeigt die Entwicklung einfach nicht auf, die ich im Laufe der einzelnen Einheiten schon hinter mich gebracht hatte.

 

Aber es ist mir ja schon oft gelungen, dann in den Rennen etwas aufzuholen und schnell Plätze gut zu machen. Das war auch das Ziel für die Rennen. Wie gesagt, das Ziel. Denn leider hatte ich in beiden Rennen wieder einmal massive Probleme mit dem Start, der mich zweimal viele Plätze gekostet hat. Im ersten Rennen habe ich nur wenige Plätze verloren und konnte mir diese Positionen relativ schnell wieder zurückholen. Die Rundenzeiten haben sich anschließend etwa auf einem Niveau eingependelt, die einige Fahrer vor mir auch gefahren sind. Doch die waren zu diesem Zeitpunkt wegen des schlechten Starts schon zu weit weg. Aber immerhin reichte es in diesem ersten Rennen zu Platz 29. Das ist OK.

 

Rennen zwei lief dagegen richtig schief. Der Start war so schlecht, dass ich bis ans Ende des Feldes zurückgefallen bin. Es hieß somit: Volle Attacke, denn zu verlieren hatte ich ja nichts mehr. Ich habe schnell gemerkt, dass ich diesmal schneller unterwegs war als die Gruppe, die vor mir fuhr. Einige Positionen konnte ich somit schnell wieder aufholen. Es lief aber weiter gut und so habe ich das Zeichen gegeben, das ich die Gruppe ziehen kann. Das hat aber scheinbar einer der Fahrer nicht verstanden und einfach in jeder Kurve voll dagegengehalten.

 

Da ich ein Spätbremser bin, er aber in der letzten Kurve vor Start-Ziel früher dran war, sind wir leider kollidiert. Das Rennen war in dem Moment für mich vorbei und ich konnte mich nicht weiter verbessern. Echt schade, denn ich bin mir sicher, dass es doch noch ein paar Plätze weiter nach vorne gegangen wäre.

 

Somit reise ich mit etwas zwiespältigen Gefühlen aus Jerez ab. Einerseits freue ich mich, eine weitere Strecke schnell gelernt zu haben, andererseits ärgert es mich natürlich, dass ich durch die Starts mir immer das Leben selbst schwer mache. Aber aufgeben gilt nicht. Und in schon zwei Wochen gibt es beim vorletzten Rennen der Saison die nächste Gelegenheit, es besser zu machen.

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